Kurs 9: Grundlagenwissen Aktien 📊
Investiere niemals in ein Business, das du nicht verstehst - Warren Buffett
✅ Worum es in diesem Kurs geht und was du lernst: Was Aktien sind, wie du ein Aktienchart liest, welche Lebenszyklen ein Unternehmen durchläuft, warum die Marktkapitalisierung für dich als Investor wichtig ist, was der Unterschied zwischen technischer und fundamentaler Analyse ist, welche Kennzahlen bei der Fundamentalanalyse relevant sind, ob Einzelaktien für dich überhaupt Sinn machen.
✅ So ist der Kurs aufgebaut:
1️⃣ Einleitung
2️⃣ Warum es Aktien gibt
3️⃣ Deine Rechte als Aktieninhaber/in
4️⃣ Ein Aktienchart lesen
5️⃣ Die Lebenszyklen eines Unternehmens
6️⃣ Marktkapitalisierung
7️⃣ Fundamentalanalyse: Die wichtigsten Kennzahlen
8️⃣ Fallstudien: Spotify & BMW
9️⃣ Sind Einzelaktien etwas für dich?
🔟 Steuerliche Gesichtspunkte
1️⃣ Einleitung
Aktien sind nicht einfach nur Wertpapiere die du an der Börse handeln kannst. Hinter Aktien stecken treibende Wirtschaftskräfte, nämlich Unternehmen. Wenn du jemanden kennst, der ein eigenes Unternehmen hat, dann weißt du, dass es viel mehr braucht als nur ein gutes Produkt um als Business erfolgreich zu sein und dass dann auch langfristig zu bleiben. Viele schauen sich nur die Bewertung des Marktes an und analysieren irgendwelche Charts. Dabei ist es so wichtig auch das Unternehmen selbst zu analysieren. Wenn du dir ein neues Smartphone kaufst, dann beruht deine Kaufentscheidung ja auch nicht allein darauf was andere darüber sagen. Um mit Aktien erfolgreich zu sein ist es also wichtig zu verstehen, wie Unternehmen funktionieren. Genau das lernst du hier in den wichtigsten Grundlagen.
2️⃣ Warum es Aktien gibt
Aktien gibt es nicht, weil Privatanleger und Institutionen mit Wertpapieren handeln wollen. Das ist natürlich auch ein Grund warum die Märkte so viel Erfolg haben. Aktien gibt es aber vor allem deshalb, weil Unternehmen Geld brauchen, um zu wachsen, neue Projekte zu starten, Schulden zu bezahlen oder sich weiterzuentwickeln. Statt einen Kredit aufzunehmen und Zinsen zu zahlen, kann ein Unternehmen Aktien ausgeben. Im Gegenzug erhält es dann Geld von denjenigen, die die Aktien kaufen. Die Käufer bekommen dann für ihr Geld Anteile am Unternehmen.
Aber wie funktioniert das jetzt genau?
Zunächst ist es wichtig zu verstehen, dass Unternehmen im Wesentlichen zwei Arten von Kapital zur Finanzierung nutzen können: Eigenkapital und Fremdkapital.
- Fremdkapital bezieht sich auf geliehenes Geld, das zurückgezahlt werden muss, typischerweise mit Zinsen. Ein Beispiel dafür ist ein Bankkredit.
- Eigenkapital bezieht sich auf Mittel, die durch den Verkauf von Unternehmensanteilen, sprich Aktien, beschafft werden. Hierbei entstehen keine Schulden, und es müssen keine Zinsen gezahlt werden.
Wenn sich ein Unternehmen zum ersten mal dazu entscheidet Aktien auszugeben, dann führt es ein sogenanntes IPO (Initial Public Offering) durch. Im Rahmen dieses aufwändigen Prozesses wird das Unternehmen bewertet und muss besondere rechtliche Anforderungen erfüllen, bevor ein erster Aktienpreis festgelegt wird. Erst wenn das Unternehmen an einer Börse gelistet ist, können die Aktien gehandelt werden.
Quelle: Deutschen Börse
3️⃣ Deine Rechte als Aktieninhaber/in
Miteigentümer/in eines Unternehmens über die Börse zu werden, bedeutet viel mehr als nur dieses Eigentumsrecht zu erwerben. Du trittst nämlich (so ist das ja auch bei anderen Eigentumsrechten, wie beim Immobilienkauf) in eine besondere Rechtsstellung ein.
- Stimmrecht 🗳️ Bei den meisten Aktiengesellschaften hast du das Recht, an der Hauptversammlung der Aktionäre teilzunehmen und über wichtige Unternehmensentscheidungen abzustimmen, wie zum Beispiel die Wahl des Aufsichtsrats.
- Dividendenanspruch💰Als Aktionär/in hast du Anspruch auf einen Teil des Gewinns des Unternehmens, der in Form von Dividenden ausgeschüttet wird. Die Höhe deiner Dividende hängt von der Anzahl der Aktien ab, die du besitzt.
- Informationsrecht ℹ️ Du hast das Recht, regelmäßig über die Geschäftsentwicklung, Finanzergebnisse und Strategien des Unternehmens informiert zu werden.
- Bezugsrecht 🧲 Bei Kapitalerhöhungen hast du in der Regel ein Bezugsrecht, das es dir ermöglicht, neue Aktien bevorzugt zu erwerben und so deinen Anteil am Unternehmen nicht verwässern zu lassen.
4️⃣ Ein Aktienchart lesen
Es gibt Linien-,Balken und Candlestickcharts. Um die langfristige Kursentwicklung einer Aktie nachzuvollziehen reicht ein Linienchart mit flexibler Zeitachse völlig aus. So eins ist in der Regel auch für jede Aktie auf deiner Broker-oder Banking-Platform abgebildet.
Schauen wir uns das Ganze mal am Beispiel der LVMH-Aktie an (siehe weiter unten). Dabei besteht es aus einer Zeitachse (horizontal) und einer Preisachse vertikal). Die Linie im Chart zeigt die tatsächliche Preisentwicklung der Aktie, wobei ein steigender Trend auf eine Wertsteigerung, ein fallender Trend auf Wertverlust hinweist. Der aktuelle Aktienpreis selbst (762,50) ist stark vergrößert oben links abgebildet. Darunter (im Bild unten in grüner Schrift) findest du zwei wichtige Informationen:
- Der absolute Gewinn in Euro (+742,64), den die Aktie seit dem von dir gewählten Referenzpunkt ("Max") gemacht hat.
- Die prozentuale Veränderung des Aktienkurses (3.739,38 %) über denselben Zeitraum. Dieser zeigt, wie viel Prozent der Aktienkurs seit diesem Referenzpunkt gestiegen ist.

Schauen wir uns das Chart mal über einen kürzeren Zeitraum an. Der Aktienkurs lag im Juni 2019 bei 354 € (diese Information siehst du, wenn du mit dem Mauszeiger über die Kurve fährst). Wenn du damals 1000 € in LVMH investiert hättest, dann wären diese bei einer Kurssteigerung von 115,40 % heute etwa 2.153,05 € wert.

Je nach Strategie und Anlagehorizont den du verfolgst ist es wichtig, dein Chart richtig einzustellen, bevor du dir ein Bild von der Kursentwicklung machst.
➡️ Trader profitieren von kurzfristigen Marktschwankungen und interessieren sich daher oft für die Zeitachsen 1 Woche oder 1 Tag
➡️ Investoren, die eine langfristige Strategie verfolgen interessieren sich vor allem für folgende Ansichten: 1 Jahr, besser 5 Jahre und Max
Nicht umsonst sagt Warren Buffett, der als erfolgreichster Investor aller Zeiten gilt:
Wenn du nicht bereit bist, eine Aktie für zehn Jahre zu halten, denke gar nicht erst daran, sie für zehn Minuten zu besitzen.
Quizztime ! Gehe dieses kurze Quizz durch, um zu überprüfen, ob du die wesentlichen Punkte der obigen Abschnitte verstanden hast. 😎
5️⃣ Die Lebenszyklen eines Unternehmens
Wie erfolgreich ein Unternehmen wird und wie du es bewerten musst hängt auch damit zusammen, in welcher Lebensphase es sich gerade befindet. Die unterschiedlichen Zyklen beeinflussen nicht nur die operative Leistung des Unternehmens, sondern auch den Aktienkurs. Bevor du in ein Unternehmen investierst, ist es wichtig ungefähr einschätzen zu können in welcher Lebensphase das Unternehmen gerade steckt. Denn davon hängt unter anderem ab:
- Ob du damit rechnen darfst, dass das Unternehmen in den kommenden Jahren Gewinne macht und seine Bewertung an der Börse steigt, deine Aktien also mehr wert werden.
- Ob dir das Unternehmen eine Dividende zahlt und diese in den darauffolgenden Jahren auch erhöht.
Schauen wir uns die 4 Lebensphasen und ihre Auswirkungen auf den Aktienpreis jetzt einmal genauer an.
➡️ Die 4 Lebensphasen sind Gründung, Wachstum, Reife und Sättigung

Schauen wir uns einmal an, welche Auswirkungen die Zinsen auf Kredite auf die Wirtschaft haben. Wichtig zu verstehen ist, dass sich nicht nur Privatpersonen Geld leihen, sondern auch Unternehmen und zwar oft im großen Stil. Wie hoch die Zinsen sind hat einen großen Einfluss darauf, wie Unternehmen und Privatpersonen investieren und konsumieren.
Phase 1: Gründung 🌱
Wenn ein Unternehmen gegründet wird, dann ist vieles erst einmal unstrukturiert. Es fehlt an Prozessen, das Produkt ist noch nicht ausgereift und meistens wird noch kein Umsatz generiert. Das Unternehmen gibt in der Regel mehr aus, als es einnimmt. Die Investitionen sind hoch und wenn mal etwas an Gewinn gemacht wird, dann wird das meist wieder ins Unternehmen investiert.
⏰ Dauer: Diese Phase kann von wenigen Monaten bis zu mehreren Jahren reichen. Je anspruchsvoller das Produkt oder die Dienstleistung, desto länger dauert es bis eine erste Version auf den Markt gebracht werden kann. Das gilt insbesondere für Technologie und Biotech-Startups.
Beispiel Snap: Das Unternehmen hinter Snapchat ging 2017 an die Börse, etwa sechs Jahre nach seiner Gründung. Zu diesem Zeitpunkt war Snap noch weit von der Profitabilität entfernt. Auf dem Chart kann man die hohe Volatilität der Aktie seit Einführung erkennen.

Was bedeutet das für dich als Aktien-Investor/in?
- Risiko und Rendite: Investitionen in junge Unternehmen sind oft mit hohem Risiko verbunden, da das Geschäftsmodell noch nicht erprobt ist und das Unternehmen möglicherweise noch keine Einnahmen generiert. Die potenzielle Rendite kann jedoch sehr hoch sein, wenn das Unternehmen erfolgreich wird.
- Informieren ist extrem wichtig: Bevor du investierst, solltest du gründliche Recherchen in Bezug auf Produkt oder Dienstleistung, Marktgröße und das Team des Unternehmens durchführen.
- Diversifikation: Wegen des hohen Risikos empfiehlt es sich, deine Investitionen über verschiedene Sektoren und Reifestufen von Unternehmen zu streuen.
Phase 2: Wachstum 🌳
In dieser Phase stabilisiert sich das Unternehmen und erweitert seine Marktanteile. Oft findet eine Internationalisierung statt. Produktlinien werden diversifiziert. Der Umsatz beginnt irgendwann die Kosten zu übersteigen (Breakevenpoint). Das Unternehmen macht erstmals Gewinn. Die meisten Unternehmen entscheiden sich diesen Gewinn zu 100 % zu investieren um das Wachstum zu beschleunigen. Wenige entscheiden sich dafür eine Dividende auszugeben, die am Anfang oft gering ist aber bei steigendem Umsatzwachstum mit den Jahren oft erhöht wird.
⏰ Dauer: Auch hier gibt es erhebliche Unterschiede. Typischerweise dauert die Wachstumsphase zwischen 3 und 10 Jahren. Es gibt aber Unternehmen, die seit Jahrzehnten nicht aufhören zu wachsen, z.B die Tech-Giganten Amazon, oder Alphabet.
Beispiel: Die Nvidia-Aktie hat seit ihrer Einführung an der Börse ein unglaubliches Wachstum von über 3000% hingelegt. Das Unternehmen hört, auch dank KI-Booms nicht auf zu wachsen.

Was bedeutet das für dich als Aktien-Investor/in?
- Wachstumschancen erkennen: Unternehmen in der Wachstumsphase können erhebliche Kapitalgewinne erzielen. Suche dir Unternehmen heraus, die beständig hohe Wachstumsraten bei Umsatz und Gewinn zeigen.
- Stabilität und Marktanteil: Überprüfe, wie gut das Unternehmen im Vergleich zu seinen Wettbewerbern aufgestellt ist und ob es eine führende Stellung in seinem Sektor einnimmt.
Phase 3: Reife 🌹
In der Reifephase verlangsamt sich das Umsatzwachstum. Das Unternehmen hat sich etabliert und die leicht zugänglichen Marktanteile bereits gewonnen. Die Gewinne sind stabil. In dieser Phase starten Unternehmen typischerweise Dividenden auszuschütten.
- Einfluss auf den Aktienkurs: Die Aktienkurse können stabilisieren oder moderat steigen. Investoren schätzen jetzt die Zuverlässigkeit und mögliche Dividendenausschüttungen.
⏰ Dauer: Die Reifephase kann sehr lang sein und oft mehrere Jahrzehnte umfassen. Die Dauer dieser Phase hängt stark von der Fähigkeit des Unternehmens ab, innovativ zu bleiben und sich an verändernde Marktbedingungen anzupassen.
Beispiel: Die Coca-Cola Aktie wächst nur noch langsam. In den letzten 5 Jahren hat sich der Preis der Aktie zwar positiv entwickelt (24,59%), wenn du aber überlegst, wie viel dir davon nach Abzug der Inflation übrig bleibt, ist das über 5 Jahre nicht unbedingt viel.

Was bedeutet das für dich als Aktien-Investor?
- Stabile Einnahmen und Dividenden: Unternehmen in der Reifephase bieten oft Stabilität und sind in der Lage, regelmäßige Dividenden auszuschütten. Dies kann besonders für Investoren attraktiv sein, die ein stetiges Einkommen suchen.
- Geringeres Wachstumspotenzial: Beachte, dass das Wachstumspotenzial in dieser Phase begrenzter sein kann. Investitionen hier sind eher für diejenigen geeignet, die weniger Volatilität und mehr Vorhersehbarkeit schätzen.
- Marktführerschaft: Ein etabliertes Unternehmen in dieser Phase kann eine solide Wahl sein, wenn es weiterhin Marktanteile behauptet und innovative Wege findet, sein Geschäft auszubauen oder zu diversifizieren.
Phase 4: Sättigung 🥀
Das Umsatzwachstum verlangsamt sich weiter oder beginnt sogar zu schrumpfen. Das Unternehmen könnte Schwierigkeiten haben, sich in einem veränderten Marktumfeld anzupassen.
- Einfluss auf den Aktienkurs: Der Aktienkurs kann stagnieren oder fallen, wenn Investoren Zweifel an der langfristigen Perspektive des Unternehmens haben. Risikoaverse Anleger könnten beginnen, ihre Anteile zu verkaufen.
⏰ Dauer: Diese Phase kann unbestimmt lange andauern. Einige Unternehmen schaffen es, sich neu zu erfinden und in einen neuen Wachstumszyklus überzugehen, während andere möglicherweise schrumpfen oder vom Markt verschwinden.
Beispiel: Kellogg, die die bekannten Kelloggs Cornflakes herausbringen:

Was bedeutet das für dich als Aktien-Investor?
- Risiko einer stagnierenden oder schrumpfenden Performance: Achte auf Zeichen von Marktsättigung oder Rückgang, die zu fallenden Aktienkursen führen können.
- Suche nach Umstrukturierung und Neuausrichtung: Unternehmen, die Strategien zur Neuausrichtung oder Umstrukturierung anwenden, könnten trotz einer generellen Marktsättigung interessante Investitionsmöglichkeiten bieten.
- Dividenden weiterhin möglich: Selbst in dieser Phase können Unternehmen weiterhin in der Lage sein, Dividenden auszuzahlen, was sie für Einkommensinvestoren attraktiv macht.
6️⃣ Marktkapitalisierung
Du hast bereits gelernt, was Aktien sind, welche Rechte du als Aktieninhaber/in hast, wie du ein Aktienchart liest und was die Lebenszyklen eines Unternehmens sind. Wichtig ist aber auch zu verstehen, ob du in ein großes, mittleres oder kleines Unternehmen investierst, da dies Auswirkungen auf das Risiko hat, dass du eingehst. Die Marktkapitalisierung gibt dir einen schnellen Überblick über die Größe eines Unternehmens im Vergleich zu anderen auf dem Markt.
Dabei musst du diesen Wert nicht selbst ausrechnen. Die Marktkapitalisierung ist ein Richtwert, den du bequem nachlesen kannst, beispielsweise direkt auf der Plattform deines Brokers (z.B. unter "Company Value" oder "Market Cap") ⬇️

Basierend auf ihrer Marktkapitalisierung werden Unternehmen an der Börse oft in drei Hauptgruppen eingeteilt:
🏢 Large Caps (Großkapitalisierte Unternehmen)
Diese Unternehmen haben eine Marktkapitalisierung von über 10 Milliarden Dollar. Sie gelten als sehr stabil, sicher und haben oft eine globale Präsenz. Beispiele: Apple, Amazon, Vokswagen, Berkshire Hathaway, Visa, Pfizer
🏠 Mid Caps (Mittelgroße Unternehmen)
Mid Caps liegen typischerweise zwischen 2 und 10 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung. Beispiele: Dropbox, Wayfair, Etsy, DocuSign
🛖 Small Caps (Kleinkapitalisierte Unternehmen)
Mit einer Marktkapitalisierung von weniger als 2 Milliarden Dollar sind diese Unternehmen oft am Anfang ihrer Entwicklung oder in sehr spezifischen Nischen tätig. Beispiele: GoPro, Lemonade, BeyondMeat
Weißt du was "Blue Chips" sind?
"Blue Chips" werden Unternehmen genannt, die besonders groß, renommiert und führend in ihrer Branche sind. Diese Unternehmen haben oft eine lange Geschichte stabiler Gewinne, zahlen regelmäßig Dividenden aus und gelten als relativ sicher in Bezug auf Investitionen. Der Begriff "Blue Chip" stammt ursprünglich aus dem Pokerspiel, wo die blauen Chips den höchsten Wert haben. 😎 Beispiele: Apple, Coca Cola, Johnson&Johnson.
Warum ist die Marktkapitalisierung wichtig?
Wenn du mehr Stabilität und regelmäßige Dividenden möchtest, dann solltest du eher die Finger von Small Caps lassen. Wenn du aber gerade nach Unternehmen suchst, die noch am Anfang stehen aber später einmal extrem schnell wachsen, dann solltest du dich gerade auch unter den kleineren Unternehmen umsehen.
Quizztime ! Überprüfe, ob du das Wissen zu den Wachstumsphasen und der Marktkapitalisierung verstanden hast. ⬇️
7️⃣ Fundamentalanalyse: Wichtige Kennzahlen
Wenn von Aktien gesprochen wird dann hört man immer wieder von "value investing", "fundamentaler Analyse" und "technischer Analyse". Das klingt erstmal kompliziert, ist es aber gar nicht so sehr, wenn man sich damit beschäftigt. Die Fundamentalanalyse bietet dir im Gegensatz zur technischen Analyse ein solides Fundament um den wahren Wert einer Aktie besser einschätzen zu können. Sie hat nichts mit Spekulation zu tun sondern mit dem Verständnis von wirtschaftlichen Zusammenhängen.
Was ist Fundamentalanalyse?
Bei der technischen Analyse schaust du dir Aktiencharts und konkrete Kursbewegungen an, bei der fundamentalen Analyse schaust du auf das Unternehmen selbst und seine Kennzahlen. Die Fundamentalanalyse ist also eine Methode, mit der wahren oder inneren Wert eines Unternehmens bestimmen.
➡️ Beim sogenannten Value Investing, das auch als die Anlagestrategie von Warren Buffett bekannt ist, konzentrieren sich Investoren allein auf die Fundamentalanalyse und versuchen mit ihrer Hilfe Unternehmen zu finden, die am Markt unterbewertet sind, die sie also "günstiger" gegenüber dem echten Wert erwerben können.
Warum die Fundamentalanalyse der technischen vorzuziehen ist
☕️ Böse ausgedrückt ist technische Analyse ein bisschen wie Kaffeesatzlesen. Du schaust dir die vergangenen Kursbewegungen an (also alle möglichen Charts) und versuchst, daraus Vorhersagen für die Zukunft zu treffen. Das funktioniert zwar manchmal, ist aber oft spekulativ und basiert nicht auf wissenschaftlichen Grundlagen. Fakt ist nämlich, dass Marktbewegungen oft unvorhersehbar sind, und daran kann auch der beste Analyst nichts ändern.
💹 Die technische Alyse verwendet ganz oft sogenannte Candlestick-Charts (unten links), die kurzfristigen Preisschwankungen sehr detailliert darstellen und Muster wie den 'Doji' oder 'Hammer' verwenden, um mögliche Marktwendepunkte zu signalisieren. Die Vorhersagekraft dieser Muster beruht auf Annahmen, die oft unzuverlässig sind, da sie lediglich auf Preis- und Volumendaten basieren, ohne fundamentale Unternehmensdaten wie Gewinne, Marktanteile oder wirtschaftliche Faktoren zu berücksichtigen.


Quelle rechts: Google Finance
🏡 Würdest du ein Haus kaufen, nur weil es von außen gut aussieht und andere über die tolle Lage sprechen? Natürlich nicht. Bevor du so viel Geld ausgibst besichtigst du es von innen, prüfst, ob es gut isoliert ist, wie es um die Elektrik steht, das Dach usw. Kurzum, du prüfst es bis auf den kern. Bei der Fundamentalanalyse ist das nicht anders. Du schaust dir das "Innere" des Unternehmens an, von dem du Anteile erwerben willst.
- Wie steht es finanziell da?
- Wie stark ist es im Vergleich zu seinen Wettbewerbern?
- Wie sieht der Markt aus, in dem es operiert?
- ...
All diese Informationen und noch viele mehr helfen dabei, ein viel klareres und solideres Bild davon zu bekommen, ob die Aktie des Unternehmens eine gute Investition ist.
Die Fundamentalanalyse umfasst so einige Kennzahlen. Wir gehen im Folgenden auf ein paar wichtige ein.
Kennzahl 1: Die Eigenkapitalquote
Die Eigenkapitalquote ist eine finanzielle Kennzahl, die zeigt, welcher Anteil des Gesamtvermögens eines Unternehmens durch sein Eigenkapital finanziert wird. Einfach ausgedrückt gibt sie an, wie viel von dem, was ein Unternehmen besitzt, wirklich ihm gehört und nicht durch Schulden finanziert ist, die das Unternehmen aufgenommen hat (also z.B. Kredite oder Anleihen).
➡️ Die Eigenkapitalquote ist ein guter Indikator für die finanzielle Stabilität eines Unternehmens.
- Wirtschaftliche Sicherheit: Je höher die Eigenkapitalquote, desto unabhängiger ist ein Unternehmen und desto widerstandsfähiger ist es gegenüber wirtschaftlichen Krisen, da es weniger Schulden zurückzahlen muss.
- Vereinfachter Zugang zu Kapital: Eine hohe Eigenkapitalquote zeigt, dass das Unternehmen genug eigene Ressourcen hat, um seinen Verpflichtungen nachzukommen, was oft ein positives Zeichen für Investoren ist. Unternehmen mit viel Eigenkapital haben oft leichteren Zugang zu zusätzlichen Finanzierungsoptionen, was ihnen hilft, zu wachsen und zu expandieren. Sie können zum Beispiel leichter Kredite erhalten oder neue Aktien ausgeben, ohne sich übermäßig zu verschulden.
🏎️ Beispiel: Porsche Automobil Holding SE
Zwischen 2019 und 2023 lag die Eigenkapitalquote des Unternehmens Porsche bei durchschnittlich bei fast 94,74%. Das ist außergewöhnlich hoch und deutet darauf hin, dass ein großer Anteil der Vermögenswerte von Porsche durch Eigenkapital finanziert wird, was auf eine sehr starke finanzielle Stabilität hindeutet. Ein so hoher Wert zeigt, dass das Unternehmen nur minimale Schulden aufgenommen hat, um seine Operationen oder Investitionen zu finanzieren. Dies kann in volatilen oder unsicheren wirtschaftlichen Zeiten eine erhebliche finanzielle Sicherheit bieten und reduziert das Risiko finanzieller Schwierigkeiten.

Kennzahl 2: Free Cashflow
Der Free Cashflow (abgekürzt FCF) vermittelt ein realistisches Bild davon vermittelt, wie viel Bargeld ein Unternehmen tatsächlich generiert. Er umfasst das Geld, welches dem Unternehmen frei zur Verfügung steht, nachdem alle Betriebskosten und notwendigen Investitionen (Kapitalausgaben) gedeckt sind. Dieses Geld kann dann für Dividenden, Schuldenrückzahlungen, Rückkäufe eigener Aktien oder zur Finanzierung weiterer Expansion verwendet werden.
🤑🤑 Ein hoher Free Cashflow ist oft ein Zeichen dafür, dass das Unternehmen in der Lage ist, seine Schulden zu bedienen, seine Aktionäre zu belohnen und in sein weiteres Wachstum zu investieren.
🤑 Ein niedriger oder sogar negativer Free Cashflow (wenn also die Ausgaben die Einnahmen übertreffen) kann zwar punktuell vorkommen, ist aber grundsätzlich ein Warnsignal.
- Unternehmensbewertung: Investoren nutzen den FCF, um den Wert eines Unternehmens zu beurteilen. Unternehmen mit hohem und stabilem FCF sind oft attraktiver, da sie zeigen, dass sie effizient wirtschaften und genügend finanziellen Spielraum haben, um Investoren zurückzuzahlen oder zu belohnen.
- Finanzielle Flexibilität: Ein positiver FCF gibt einem Unternehmen die Flexibilität, auf Chancen zu reagieren oder wirtschaftliche Schwierigkeiten zu überstehen, ohne zusätzliche Schulden aufnehmen zu müssen. Außerdem zeigt er, dass das Unternehmen nachhaltig wachsen kann, da es Geld für Investitionen hat.
🍏 Beispiel: Der freie Cashflow von Apple ist nicht nur stabil sondern auch stetig steigend, was für die operative Effizienz und finanzielle Gesundheit des Unternehmens spricht.

Kennzahl 3: EBIT oder Operatives Ergebnis
EBIT bedeutet Earnings Before Interest and Taxes und bezeichnet den Gewinn eines Unternehmens ohne Zinsergebnis und vor Steuern. In Deutschland wird der EBIT oft Operatives Ergebnis genannt. Der EBIT hilft dir, die reine operative Leistung eines Unternehmens zu bewerten, also quasi das, was tatsächlich in der täglichen Geschäftstätigkeit verdient wird – und das unabhängig von steuerlichen Aspekten und Finanzierungsentscheidungen. Das ist insbesondere dann interessant, wenn du Unternehmen international vergleichst, denn weil Steuern und Zinsen ländervergleichend unterschiedlich ausfallen, kann das den Vergleich des Gewinns verfälschen.
Beispiel: Zwei Unternehmen sind im gleichen Sektor tätig, eins hat seinen Sitz in Deutschland, das andere in den USA. Beide Unternehmen haben also unterschiedliche steuerliche Belastungen und Schuldstrukturen.
🇩🇪 Unternehmen A (Deutschland):
- Nettogewinn: 500 Millionen Euro
- EBIT: 150 Millionen Euro
🇺🇸 Unternehmen B (USA):
- Nettogewinn: 500 Millionen Euro
- EBIT: 210 Millionen Euro
Welches Unternehmen hat das bessere operative Ergebnis?
Beide Unternehmen haben den gleichen Nettogewinn von 500 Millionen Euro. Wie genau dieser zustande kommt, wissen wir nicht. Es kann sein, dass eins der beiden Unternehmen effizientere Steuerstrategien nutzt, oder zusätzliche Einnahmen, z.B. durch finanzielle Investitionen macht. Der EBIT rechnet diese steuerlichen Aspekte heraus und stellt somit allein auf die operative Effizienz ab. Da der EBIT bei Unternehmen B höher ist, ist hat es also das bessere operative Ergebnis.
Ein positiver und steigender EBIT ist ein klares Zeichen dafür, dass das Unternehmen wirtschaftlich effektiv arbeitet.
Der untenstehende Graph zeigt die Entwicklung des EBITs von Apple zwischen 2009 und 2024. Du kannst erkennen, das dieser trotz Schwankungen stets positiv ist und über die Jahre ansteigt.

Wo finde ich den EBIT und die Entwicklung des EBITs?
Wenn du nach EBIT und dem jeweiligen Unternehmen googlest stößt du recht schnell auf diese Kennzahl, die von gängigen Finanzportalen bereitgestellt wird. Eine verlässliche Quelle sind außerdem Jahres- und Quartalsberichte der Unternehmen selber.
Kennzahl 4: Dividendenrendite
Die Dividendenrendite zeigt, wie viel ein Unternehmen von seinen Gewinnen in Form von Dividenden an seine Aktionäre ausschüttet, gemessen am aktuellen Aktienkurs. Es geht dabei darum, den Aktionären einen direkten finanziellen Anreiz zu bieten, weiterhin in das Unternehmen zu investieren.
➡️ Die Dividendenrendite findest du auf allen gängigen Finanzportalen oder direkt in deinem Broker unter der jeweiligen Aktie.
Schauen wir uns einmal die Aktie des französischen Pharma-Unternehmens Sanofi an. Deren aktueller Preis beträgt $48.89. Das macht bei einer Dividendenrendite von 4,20% eine jährliche Dividendenausschüttung von etwa $2.05 pro Aktie. Angenommen du hast also 10.000€ investiert, dann macht das eine Gesamtanzahl von etwa 204 Aktien, die du kaufen könntest. Somit hättest du jährlich ca. $418 an Dividenden.

Es reicht aber nicht, nur die aktuelle Dividendenrendite anzuschauen. Es bringt dir nämlich nichts, wenn das Unternehmen ein Jahr lang etwas ausschüttet und danach einfach nicht mehr. Deshalb ist es genauso wichtig sich die Kontinuität der Dividende anzuschauen und ob diese in den letzten Jahren stetig erhöht wurde.
Beispiel: Wie man unten sehen kann, variiert die Dividende von Ford regelmäßig und während Krisenzeiten hat es die Dividendenzahlungen öfter mal ganz ausgelassen. Das kann für dich als Investor problematisch sein, gerade wenn du auf dieses Einkommen angewiesen bist.

Was sagt die Höhe der Dividendenredite über das Unternehmen aus?
Wenn ein Unternehmen Dividende ausschüttet, dann ist das grundsätzlich erstmal etwas Gutes und bedeutet, dass es ihm finanziell gut geht. Je höher die Dividendenrendite, desto mehr Einkommen für dich, klar. Eine zu hohe Dividendenrendite kann manchmal aber auch ein Warnsignal sein, besonders, wenn sie nicht nachhaltig erscheint. Wenn ein Unternehmen eine besonders hohe Dividende ausschüttet, dann kann es sein, dass es dieses Level nicht aufrechterhalten kann. Manche Unternehmen schütten mehr Geld aus, als das sie erwirtschaften. Sie können die Dividende nicht allein aus dem operativen Gewinn erzielen, sondern müssen Schulden aufnehmen.
Unternehmen, die einen großen Teil ihrer Gewinne als Dividende ausschütten, haben dieses Kapital außerdem nicht mehr zur Verfügung um in das eigene Wachstum zu investieren. Gerade in Branchen, in denen Innovation wichtig ist, kann das ein Problem sein.
Was ist eine hohe Dividende?
Es gibt keinen festen Richtwert dafür, was als "hohe" Dividendenrendite gilt, da dies stark von der Branche, den Marktbedingungen und regionalen Faktoren abhängt. Eine Dividendenrendite, die deutlich über dem Branchendurchschnitt liegt, wird oft als hoch angesehen. Auch der Kontext, zum Beispiel das Zinsumfeld oder das regionale Umfeld kann eine Rolle spielen. Werte über 6% gelten in den meisten Kontexten als hoch, insbesondere wenn sie nachhaltig sind und von soliden Unternehmensgrundlagen gestützt werden.
Quizztime 😎 Überprüfe jetzt, ob du die wichtigsten Punkte zum Thema Fundamentalanalyse verstanden hast:
Mehr Kennzahlen: KGV & co.
Fundamentalanalyse ist weniger kompliziert als du wahrscheinlich gedacht hast. Auf der anderen Seite kann man sich leicht in den Statistiken verlieren. Neben den Kennzahlen, die du bereits kennengelernt hast gibt es noch viele weitere wie z.B. Anlageintensität, Anlagedeckungsgrad, Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)...Da das kein Kurs über Fundamentalanalyse selbst, sondern die Grundlagen im Umgang mit Aktien ist, wollen wir hier stoppen und auf den Boden der Tatsachen zurückkommen.
Dabei ist es entscheidend zu verstehen, dass es die perfekte Aktie, bei der wirklich alles stimmt, nur selten gibt. Viel wichtiger ist es, dass das Bild insgesamt passt. Und dafür gehst du am besten nochmal über alles, was du oben gelernt hast. Oder besser: wir machen es anhand von zwei Fallstudien zusammen, um dein Aktienwissen zu festigen. 😎
8️⃣ Fallstudien: Spotify & BMW
Jetzt bist du dran! Es geht hier nicht einfach nur darum dir die Ergebnisse unten durchzulesen, sondern selbst erstmal nachzudenken. Du vertiefst dein Wissen nämlich am besten, wenn du es selbst anwendest. Also: Prüfe diese beiden Aktien einmal auf folgende Punkte:
- Wann ist das Unternehmen an die Börse gegangen?
- Marktkapitalisierung
- Kursentwicklung bis heute
- Lebenszyklus
- Kennzahlen: Eigenkapitalquote, Free Cashflow, EBIT und Wachstum, Dividende
📝 Am besten legst du dir das Merkblatt Grundlagenwissen Aktien daneben und machst dir eigene Notizen. Danach gleichst du deine Ergebnisse mit unseren ab. Versuche, so viele Kennzahlen zu finden wie möglich. Dabei ist es nicht notwendig, jede Zahl akribisch zu analysieren sondern vielmehr einen Gesamteindruck von der Aktie zu bekommen, sodass du am Ende einen ersten Eindruck hast und diese Frage beantworten kannst: Ist diese Aktie eventuell interessant für mich? Los geht's !
1. Spotify 🎶
Spotify ist inzwischen DAS führende Unternehmen im Musikstreaming-Sektor. Es wurde 2006 in Schweden gegründet und ist seitdem exponentiell gewachsen. Spotify ist erst seit 2018 an der Börse. Schauen wir uns mal Marktkapitalisierung, Lebenszyklus und Kursentwicklung genauer an. Dabei liefert das Liniendiagramm erste Ansatzpunkte:

Marktkapitalisierung: Wie man unter dem Graphen sehen kann liegt die Marktkapitalisierung Stand 2024 bei 60,69 Milliarden USD. Das ist außergewöhnlich, denn diese Größenordnung entspricht typischerweise Large-Caps und diese sind oft seit längerer Zeit an der Börse.
Kursentwicklung: Der Aktienkurs von Spotify zeigt über die maximale Zeitspanne einen beträchtlichen Anstieg, obwohl er zwischenzeitliche Tiefs und Höhen durchlaufen hat. Für ein Large-Cap Unternehmen ist der Kurs nicht wirklich stabil, auch wenn der Trend seit 2023 auf eine gewisse Erholung hindeutet. Seit seiner Börseneinführung 2018, also innerhalb von 6 Jahren hat der Kurs insgesamt 106,88% an Wert gewonnen. Das Wachstum ist also insgesamt überdurchschnittlich gut.
Lebenszyklus: Spotify befindet sich in der Wachstumsphase. Das kann man unter anderem am schnellen Wachstum erkennen, aber auch am Kursverlauf. Die starken Schwankungen des Kurses gerade am Anfang sind nämlich auch ein Indiz. Gerade bei Technologieunternehmen, die an die Börse gehen gibt es nämlich oft eine schnelle Wachstumsphase, in der der Preis sich oft volatil bewegt und dann einige Jahre späte rin eine stabilere Phase übergeht. Deutlicher wird es, das Spotify in der Wachstumsphase ist, wenn man sich anschaut, was in den letzten Jahren so im Unternehmen passiert ist: Spotify hat nicht nur seine globale Präsenz erweitert sonder baut auch sein Angebot ständig aus und diversifiziert seine Dienstleistungen.
Schauen wir uns jetzt mal ein paar der oben erörterten Unternehmenskennzahlen an: Eigenkapitalquote, EBIT, Free Cashflow und Dividende.

Eigenkapitalquote: Die Eigenkapitalquote lag 2018 mit 48,29% noch recht hoch und hat sich im Laufe der Jahre auf 30,23 % verringert. Das deutet darauf hin, dass das Unternehmen möglicherweise mehr Fremdkapital aufnimmt. Das ist nicht ungewöhnlich für stark wachsende Unternehmen, die in neue Märkte und Technologien investieren. Ein sinkender Trend in der Eigenkapitalquote kann ein Zeichen für steigende Verschuldung sein, was zwar zusätzliche finanzielle Risiken birgt, jedoch auch notwendig für das Wachstum des Unternehmens sein kann.

EBIT (Operatives Ergebnis): Die Daten zeigen, dass Spotify über die letzten Jahre durchweg negative operative Ergebnisse erzielt hat. Das deutet darauf hin, dass das Kerngeschäft des Unternehmens mehr Kosten verursacht, als dass es Umsatz generiert. Diese anhaltenden negativen Ergebnisse sind ein Warnsignal, denn sie deuten darauf hin, dass das Unternehmen im Moment noch Schwierigkeiten hat nachhaltig profitabel zu sein. Dennoch wachsen die Nutzerzahlen und Marktanteile von Spotify stetig. Aus der Tabelle "Unternehmenskennzahlen" weiter oben sieht man außerdem, dass der Umsatz insgesamt steigt. Insgesamt kann es also sein, dass Spotify sich gerade nur in einer Phase befindet, in der es sehr stark investiert, um dann später positive Ergebnisse zu erwirtschaften.
Dividende: Die Annahme oben, das Spotify aktuell alles in das Wachstum des Unternehmens investiert wird durch die Tatsache gestützt, dass es keine Dividende zahlt.
Free Cashflow: Der Free Cashflow scheint sich positiv zu entwickeln, was auf eine gute Kapitaleffizienz hindeutet.

Aber wie kann das sein, obwohl das operative Ergebnis negativ ist ?🤔 Ganz einfach indem es die liquiden Mittel, die es hat, geschickt verwaltet. Stell dir vor, du gibst weniger aus, als du einnimmst, gehst aber so geschickt mit deinem Geld um, dass du dann wenn du mal eine wichtige Rechnung bezahlen musst, genug Geld auf dem Konto hast.
2: BMW 🚙
BMW, die Bayerische Motoren Werke AG, ist ein traditionelles Unternehmen, das 1916 gegründet wurde und im Jahr 1926 an die Börse gegangen ist. Damit ist BMW seit fast einem Jahrhundert, genauer gesagt seit 97 Jahren, an der Börse notiert.

Marktkapitalisierung: Die Marktkapitalisierung liegt Stand 2024 bei ca. 55 Milliarden Euro, BMW zählt also ganz klar zu den Large Caps. Dafür spricht auch, dass BMW nach wie vor einer der Riesen in der Automobilbranche ist und hier eine feste Marktpräsenz aufweist.
Kursentwicklung: Der Kurs ist, wie man auf dem Chart erkennen kann seit den 90iger Jahren um mehr als 500 % gestiegen. Das sieht erstmal nach einem ordentlichen Ergebnis aus. Aber: Wenn man die Ansicht wechselt und nur die letzten 5 Jahre betrachtet, dann sieht man, dass das Wachstum in den letzten Jahren abgeflacht ist, es liegt dann nämlich nur noch bei ca. 39%. Das macht ein durchschnittliches Wachstum von 7,8 % pro Jahr. Das liegt deutlich unter den 18% von Spotify.

Lebenszyklus: Das moderate Wachstum deutet darauf hin, dass BMW sich in der Reifephase befindet. Der Markt ist gesättigt und das Unternehmen hat sich als Marke seit Jahrzehnten etabliert. Um weiterhin zu wachsen muss das Unternehmen weiterhin innovativ bleiben und sich gegebenenfalls in neuen Märkten behaupten. Insbesondere die mit der Energiewende einhergehende Elektromibilität stellt hier eine Herausforderung dar.
Eigenkapitalquote: Die Eigenkapitalquote von BMW ist seit 2017 von 26,59 % auf 33,89% angestiegen. Das deutet darauf hin, dass das Unternehmen seine finanzielle Stabilität erfolgreich verbessert. Die Erhöhung der Eigenkapitalquote kann z.B. darauf zurückzuführen sein, dass das Unternehmen Aktien zurückgekauft, seine Aktiva an Wert genommen oder es seine Schulden reduziert hat.

EBIT/Operatives Ergebnis: Das operative Ergebnis (EBIT) von BMW war im Jahr 2023 sehr stark, mit einem Wert von 18.4 Milliarden EUR. Insgesamt fällt das operative Ergebnis durchweg positiv aus, insbesondere seit 2021 entwickelt es sich sehr gut. Das deutet darauf hin, dass die aktuelle Unternehmensstrategie operativ sehr gut funktioniert.

Free Cashflow: Auch der Free Cashflow hat eine positive Entwicklung gezeigt, insbesondere in den letzten Jahren. Das Unternehmen scheint also weiterhin genug Cash zu generiert um seine Schulden zu tilgen, zu investieren und weiterhin Dividende auszuzahlen.

Dividende: BMW zahlt einmal pro Jahr Dividende aus. Für 2023 waren das satte 5,95 %. Wenn man sich zusätzlich noch die Entwicklung dieser Dividende anschaut, dann sieht man, dass BMW seit 10 Jahren wirklich immer eine Dividende ausgezahlt hat, auch wenn sie in manchen Jahren schwacher ausgefallen ist, als in anderen.

Fazit der Fallstudien
Jetzt hast du gesehen, wie man all diese Aspekte einmal für eine einzelne Aktie durchgeht. Faszinierend, wie alles zusammenhängt, oder ? Dabei gibt es in der Praxis noch so viele Kennzahlen mehr, die man sich anschauen kann. Du hast jetzt aber hoffentlich zwei wesentliche Punkte verstanden, nämlich dass:
- Das Verständnis von Wirtschaft und Unternehmen für das Investieren in Aktien enorm wichtig ist. ✅
- Je nach finanziellem Ziel, nicht jede Aktie gleichermaßen für dich geeignet ist. Ganz egal, ob sie gerade im Trend ist. ✅
9️⃣ Sind Einzelaktien etwas für dich?
Fandest du den Kurs eher nicht so interessant oder hast vielleicht sogar die meisten Teile bis hier hin übersprungen ? Das ist auch völlig okay. Wenn uns etwas wichtig ist, dann, dass du verstehst, dass das erfolgreiche Investieren in Einzelaktien Arbeit ist. Nicht umsonst gibt es Berufe, die sich den ganzen Tag nur mit der Analyse beschäftigen. Einer der häufigsten Gründe, weshalb Menschen an der Börse Geld verlieren ist, dass sie einfach nicht genug Zeit und Wissen mitbringen, um sich richtig zu informieren, in was sie da eigentlich ihr Geld stecken. Einzelaktien sind nur dann etwas für dich, wenn
✅ Du bereit bist dich als Anfänger mehrere Stunden pro Woche mit dem Thema zu beschäftigen.
✅ Du dich für wirtschaftliche Zusammenhänge und Unternehmen interessierst.
✅ Bereit bist, nach einer festen Strategie zu investieren und das langfristig.
Wie viel Geld brauche ich, um in Einzelaktien zu investieren?
Die meisten Experten empfehlen nicht unter einem Betrag von etwa 500 bis 1.000 € pro Aktie zu investieren, um eine gewisse Diversifikation zu ermöglichen und die anfallenden Kosten zu decken.
Wie viele Aktien sollte ich im Portfolio haben?
Die optimale Anzahl an Aktien in einem Portfolio variiert je nach individueller Risikotoleranz und Anlagezielen. Oft wird empfohlen, zwischen 10 und 30 verschiedene Aktien zu halten, um genug zu diversifizieren. Merke: Je mehr Aktien, desto mehr Arbeit hast du auch bei der Verwaltung deines Portfolios.
➡️ Wenn du jetzt für dich feststellst, dass Einzelaktien vielleicht doch nichts für dich sind, dann sei beruhigt: Es gibt so viele andere Möglichkeiten (und auch weniger zeitaufwändige, beispielsweise das Investieren in ETFs) um trotzdem Vermögen aufzubauen. Dabei gibt es nicht den einen, richtigen Weg. Viel wichtiger ist es, überhaupt mit dem Investieren anzufangen und eine Möglichkeit zu finden, die zu dir, deinen Lebensumständen und Interessen passt.
🔟 Steuerliche Gesichtspunkte
Steuerliche Überlegungen sind beim Aktienhandel sehr wichtig, nicht nur um im Einklang mit den geltenden Gesetzen zu handeln, sondern auch, weil Steuern deine Rendite beeinflussen.
Hier ein kurzer Überblick, welche Steuern beim Investieren in Aktien typischerweise anfallen:
📈 Kapitalertragssteuer: Diese Steuer wird fällig, wenn du mit deinen Aktien einen Gewinn machst und wird auch nur auf diesen behoben. Der Steuersatz variiert je nach Wohnsitzland und Haltedauer der Wertpapiere.
💰Dividendensteuer: Diese wird in der Regel direkt vom Broker einbehalten und beträgt in der Regel 30%.
Übrigens: In einigen Konten gibt es spezielle Konten und Aktiensparpläne, die steuerliche Vorteile haben. Auch hier ist es wichtig sich bei jemandem zu informieren, der sich auskennt.
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Geschafft ! Wenn du bis hierhin gekommen bist, dann hast du den umfangreichsten Kurs im Bereich Finanzen durchgearbeitet. Glückwunsch ! Jetzt verfügst du über die wichtigsten Grundlagen im Bereich Aktien. Um diesen Kurs weiter auszubauen und dir so viel Mehrwert wie möglich zu bieten, würden wir uns freuen, wenn du dir 2 Minuten Zeit nimmst, um uns auch hier dein Feedback weiterzugeben:
Dieser Kurs stellt keine Investmentberatung dar und ist lediglich zu Informationszwecken gedacht. Bitte führe deine eigene gründliche Recherche durch oder konsultiere einen Finanzberater, bevor du Investmententscheidungen triffst.