Kurs 2: Basiswissen Wirtschaft & Börse: Über Wirtschaftszyklen und Märkte 🏦
50 Prozent der Wirtschaft sind Psychologie. Wirtschaft ist eine Veranstaltung von Menschen, nicht von Computern. - Alfred Herrhausen
✅ Worum es in diesem Kurs geht und was du lernst: Wie die Wirtschaftszyklen funktionieren, wie die Börse entstanden ist, welche Zusammenhänge es zwischen den Wirtschaftszyklen, der Geldpolitik und der Börse gibt, was Begriffe wie Inflation, Angebot & Nachfrage, Nullzinspolitik bedeuten.
✅ So ist der Kurs aufgebaut:
1️⃣ Einleitung
2️⃣ Unser Wirtschaftssystem heute
3️⃣ Wie ist unser Wirtschaftssystem entstanden?
4️⃣ Die Börse - Die wichtigsten Grundlagen
5️⃣ Die Wirtschaftszyklen und ihre Auswirkungen auf die Börse
6️⃣ Die Zentralbanken und ihre Rolle bei der Geldpolitik
7️⃣ Die Grundlagen in der Praxis
8️⃣ FAQ
9️⃣ Zur Vertiefung
1️⃣ Einleitung
Wirtschaft ist so ein umfassendes und zu unserem Bedauern auch so ein leidvolles Thema, das in der Theorie oft unnötig kompliziert erklärt wird. Wenn du allerdings lernen willst dein Geld gewinnbringend anzulegen, dann kommst du an ein paar Grundlagen nicht vorbei. Dabei ist das Verhalten an den Märkten ganz eng mit einigen wirtschaftlichen Mechanismen, z.B. der Zinspolitik verwoben. Das Problem: Ganz viele Menschen, die anfangen an der Börse zu investieren kennen diese wirtschaftliche Grundprinzipien nicht und treffen deshalb die falschen Entscheidungen. 😔 Die gute Neuigkeit: Wenn es bei dir auch am wirtschaftlichen Grundverständnis hapert, dann ist dieser Kurs wie für dich gemacht! Dabei klappern wir nicht querbeet sämtliche Wirtschaftsthemen ab, sondern:
- Wir konzentrieren uns allein auf die Themen, die essentiell sind, um dein Geld später an der Börse zu investieren.
- Die Themen werden nicht durch unnötig viele Zahlen oder Fachbegriffe verkompliziert, sodass du sie auch als Laie problemlos verstehen kannst.
Und los geht's !
2️⃣ Unser Wirtschaftssystem heute
Unser heutiges Wirtschaftssystem wird auch als Kapitalistisches Wirtschaftssystem bezeichnet. Es ist gekennzeichnet durch mehrere Aspekte, auf die wir nun genauer eingehen.
Freie Marktwirtschaft ⛓️💥
Von eine freien Marktwirtschaft spricht man, wenn Unternehmen und Haushalte selbst Entscheidungen darüber treffen können , was sie produzieren, kaufen und verkaufen wollen, mit nur wenig oder gar keiner Einmischung durch die Regierung. Der Markt entscheidet also selbst – durch die Interaktionen von Käufern und Verkäufern – über die Preise und die Verteilung von Gütern und Dienstleistungen.
Freier Wettbewerb 🏆
Auf dem Markt können mehrere Anbieter gleichzeitig agieren, um ihre Produkte und Dienstleistungen zu verkaufen. Dies fördert Innovationen und hält die Preise niedrig, denn um sich von der Konkurrenz zu unterscheiden und Kunden zu gewinnen, müssen Unternehmen besser oder günstiger sein als ihre Mitbewerber.
Kapitalakkumulation 💰
Damit ist einfach der Prozess und das Bestreben von Unternehmen und Einzelpersonen gemeint, immer mehr Kapital anzusammeln. Mehr Kapital bedeutet nämlich mehr Effizienz, sprich das Unternehmen hat mehr Geld zu Verfügung um in Mitarbeiter, Maschinen oder neue Technologien zu investieren und kann so mehr und kostengünstiger produzieren. Das soll langfristig zu Wachstum und höherem Wohlstand führen.
Auf Angebot und Nachfrage basierende Preisbildung 🤝
In einem kapitalistischen Wirtschaftssystem werden die Preise für Produkte und Dienstleistungen nicht durch die Regierung oder bestimmte Institutionen vorgegeben, sondern bestimmen sich durch Angebot und Nachfrage.
- Das Angebot: Bezeichnet die Menge, die von einem bestimmten Produkt oder einer Dienstleistung verfügbar ist.
- Die Nachfrage: Wie viele Menschen das Produkt oder die Dienstleistung haben wollen.
➡️ Wenn ein Produkt knapp ist (niedriges Angebot) und viele es kaufen wollen (hohe Nachfrage), steigt der Preis, denn die Menschen sind mehr bereit dafür zu zahlen.
➡️ Wenn ein Produkt ausreichend vorhanden ist und das Interesse gering ist, fällt auch der Preis, denn der Verkäufer muss diesen senken, um seinen Bestand loszuwerden.
Globalisierung 🌐
Die Globalisierung verbindet Märkte und Unternehmen weltweit und verändert dadurch, wie Geschäfte gemacht werden. Sie ermöglicht es Firmen, ihre Produkte überall auf der Welt zu verkaufen, was den Wettbewerb verstärkt und sie dazu anregt, innovativ zu sein. Dies führt oft dazu, dass Produkte dort hergestellt werden, wo es am günstigsten ist, was oft niedrigere Preise für Verbraucher bedeutet. Gleichzeitig schafft die Globalisierung Arbeitsplätze in weniger entwickelten Ländern, kann aber auch in Industrieländern zu Jobverlusten führen, wenn Unternehmen Arbeitsplätze ins Ausland verlagern, um Kosten zu sparen.
Soziale Marktwirtschaft 🧑🧑🧒🧒
Damit ist gemeint, dass der Staat (auch wenn er sich aus vielen Bereich heraushält) in einigen, bestimmten Bereichen der Wirtschaft dann doch eingreift, um soziale Gerechtigkeit herzustellen, z.B. über Sozialversicherungen, Mindestlohnregelungen, Subventionen für bedürftige Gruppen und Regulierungen zum Verbraucherschutz.
🇨🇭🇩🇪 🇦🇹 Sowohl die Schweiz, als auch Deutschland und Österreich sind eine soziale Marktwirtschaft, auch wenn einige regulierenden Elemente unterschiedlich oder mehr oder weniger stark ausgeprägt sind.
🇺🇸 Die USA sind ein Gegenbeispiel: Dort dominiert ein Wirtschaftssystem, das stärker auf freien Marktkräften basiert und weniger staatliche Eingriffe in die Wirtschaft vorsieht, wodurch es weniger soziale Absicherungen gibt und den Einzelnen mehr individuelle Verantwortung trifft.
3️⃣ Wie ist unser Wirtschaftssystem entstanden?
Die Entstehung unseres modernen Wirtschaftssystems ist ein komplexes Thema, das tief in der Geschichte verwurzelt ist. Um das Thema nicht unnötig schwer zu machen, versuchen wir das ganze so knapp wie möglich zu halten und auf das Wesentliche zu beschränken.
Wirtschaftssysteme in der Antike 🏛️
Die Wurzeln moderner Wirtschaftssysteme lassen sich bis in die antiken Zivilisationen zurückverfolgen. In Mesopotamien, um 3000 v. Chr., wurden bereits Tauschhandel und erste Formen von Geld als Tauschmittel genutzt. Diese frühen wirtschaftlichen Aktivitäten umfassten Landwirtschaft, Handel und die Verteilung von Ressourcen, die durch Gesetze wie den Codex Hammurabi reguliert wurden.
Das Wirtschaftssystem im Mittelalter 🧑🌾
Im mittelalterlichen Europa war das Wirtschaftsleben stark durch das Feudalsystem geprägt. Ein Großteil der Wirtschaft basierte auf landwirtschaftlichen Aktivitäten. Die Grundherren besaßen das Land, während die Leibeigenen es bewirtschafteten. Im Gegenzug für Schutz mussten sie dem Grundherren einen Teil ihrer Ernte abgeben. Handel und Handwerk waren ebenfalls wichtige Wirtschaftszweige, die sich vor allem auf die wachsenden Städten konzentrierten.
Aufstieg des Handelskapitalismus ⚓️
Insbesondere in den Stadtstaaten Italiens wie Venedig und Florenz stieg während dieser Zeit der Fernhandel an. Er führte zu wirtschaftlichem Wohlstand führte, vor allem aber zum Austausch von Ideen und kulturellen Einflüssen. Die Erfindung der doppelten Buchführung und die Entwicklung von Kreditinstrumenten waren bedeutende Fortschritte, die die Grundlagen für moderne Finanzsysteme bildeten.
Industrielle Revolution 🏭
Die industrielle Revolution im 18. und 19. Jahrhundert gilt als der Wendepunkt, welcher unser heutiges Wirtschaftssystem am stärksten geprägt hat. Durch die Entwicklung und großflächige Einführung von Maschinen konnte die Produktionskapazität exponentiell erhöht werden. Darum herum haben sich Fabriksysteme und die moderne Arbeitsorganisation entwickelt.
Das moderne Wirtschaftssystem 🌐
Mit dem Ausbau von Globalisierung und internationalem Handel im 20. Jahrhundert entwickelte sich die Wirtschaft rasant weiter. Nach dem Zweiten Weltkrieg etablierte sich das sogenannte Bretton-Woods-System, das feste Wechselkurse und den Internationalen Währungsfonds (IWF) schuf.
Die jüngste Entwicklung unseres Wirtschaftssystems ist nicht nur durch die zunehmende Globalisierung sondern vor allem auch die digitale Revolution geprägt. Die immer mehr zunehmende Digitalisierung, der allmähliche Aufstieg von Künstlicher Intelligenz aber auch die Frage nach dem Klimawandel sind dabei die ganz großen Themen der heutigen Zeit.
4️⃣ Die Börse - Die wichtigsten Grundlagen
Die Börse ist für viele gleichzeitig ein mythischer und angsteinflößender Ort. Dort arbeiten angeblich gierige Bänker, es werden Vermögen gemacht, rasante Partys gefeiert (man denke nur an Wolf of Wallstreet) und neuerdings können dort auch Privatpersonen ganz einfach Unmengen an Geld verdienen (oder verlieren). Aber was passiert an der Börse eigentlich genau und wie ist sie entstanden?
Die Börse - Was ist das eigentlich genau?
Mit Börse ist ganz einfach ein Markt gemeint, an dem Aktien, Anleihen, Optionen und andere Finanzinstrumente gehandelt, also gekauft und verkauft werden.Dabei gab es früher nur physische Börsen; inzwischen existieren aber auch reine Online-Handelsplätze wie zum Beispiel NASDAQ oder Xetra, die vollständig elektronisch operieren und den Händlern ermöglichen, Transaktionen von überall auf der Welt durchzuführen. Diese digitalen Plattformen haben den Zugang zu den Finanzmärkten erheblich erweitert und vereinfacht, sodass du heute als Privatpersonen einfach und schnell investieren kannst.
Wer handelt an der Börse und warum? 🧑💼
Wenn du denkst, dass das nur Investment-Banker sind, die in Frankfurt, London oder Paris in irgendeinem Hochhaus sitzen, dann liegst du falsch. Wie bei jedem Handelsplatz, auf dem Geschäfte abgeschlossen werden (sei es der Wochenmarkt von nebenan oder das nächste Einkaufszentrum) ist das Publikum an der Börse bunt gemischt. Zu den wichtigsten Beteiligten an der Börse zählen:
- Privatanleger
Dies sind einzelne Personen, die direkt oder über Broker Aktien, Anleihen und andere Wertpapiere kaufen und verkaufen. Privatanleger nutzen die Börse oft zur Altersvorsorge oder zum Vermögensaufbau.
- Institutionelle Anleger
Zu dieser Gruppe gehören große Organisationen wie Pensionsfonds, Versicherungsgesellschaften, Investmentfonds oder Hedgefonds. Diese Beteiligten verwalten professionell große Summen und haben durch ihre Handelsaktivitäten mit hohen Transaktionsvolumina oft einen erheblichen Einfluss auf die Märkte.
Dabei erzielen sie Gewinne aus Kapitalwachstum, Zinsen, Dividenden und Mieteinnahmen.
- Unternehmen
Unternehmen treten an der Börse auf, indem sie ihre eigenen Aktien zum Kauf anbieten, um Kapital zu beschaffen, das z.B. für Innovation und Wachstum benötigt wird. Sie diese Aktien auch wieder zurückkaufen.
Das Herausgeben von Aktien ist für Unternehmen also eine Form der Fremdkapitalfinanzierung. Andere sind beispielsweise die Aufnahme von Krediten oder das Einsammeln von Investorengeldern.
- Broker
Broker handeln im Auftrag ihrer Kunden. Wenn du also beispielsweise ein Depot bei einem Broker eröffnest und über dessen Online-Plattform Aktien kaufst, dann kaufst du diese nicht direkt bei der entsprechenden Börse, sondern der Broker macht das in deinem Namen, ohne dass du davon etwas merkst. Dadurch verdient der Broker Geld (z.B. indem er dir Gebühren auf diesen Kauf berechnet).
Wie ist die Börse entstanden?
Die Entstehung der Börse reicht zurück ins späte Mittelalter. Dabei ist man sich teilweise nicht so ganz einig, ob die erste formelle Börse bereits 1409 in Brügge oder aber 1611 in Amsterdam gegründet wurde. In Amsterdam wurde auch die erste Aktie, die Vereinigten Ostindischen Handels-Kompagnie“ (V.O.C.) gehandelt. Danach verbreitete sich die Idee eines organisierten Handelsplatzes jedenfalls rasant schnell. In Deutschland begann die Börsengeschichte im 16. Jahrhundert in Augsburg und Nürnberg. Die Frankfurter Wertpapierbörse, eine der bedeutendsten Börsen in Deutschland, wurde im Jahre 1585 gegründet.
Die Börse in Krisenzeiten - Wichtige Daten
In der Börsengeschichte gibt es so einige wichtige Daten. Dabei hast du sicher schon einmal vom sogenannten Schwarzen Donnerstag oder der Finanzkrise von 2008 gehört. Wir erklären dir, was dort passiert ist und warum es wichtig ist, das zu verstehen.
- Schwarzer Donnerstag 1929
Der Schwarze Donnerstag war der Tag, an dem die Aktienkurse an der New Yorker Börse plötzlich stark fielen. Viele Menschen hatten zuvor in Aktien investiert, in der Hoffnung, schnell reich zu werden. Als die Preise fielen, versuchten alle gleichzeitig, ihre Aktien zu verkaufen, was die Preise noch weiter sinken ließ und eine lange wirtschaftliche Depression auslöste.
Schwarzer Montag 1987
Am Schwarzen Montag stürzten die Aktienmärkte weltweit ab, was den größten eintägigen Prozentverlust in der Geschichte markierte. Dieser plötzliche Einbruch wurde durch den massiven Einsatz computergesteuerter Handelsprogramme verschärft, die automatisch große Mengen an Aktien verkauften, als die Preise zu fallen begannen.
- Dotcom-Blase 2000
Die Dotcom-Blase entstand Ende der 1990er Jahre, als viele Menschen begannen, massiv in Internetunternehmen zu investieren, auch wenn viele dieser Firmen noch nie Gewinne gemacht hatten. Die Investoren waren überzeugt, dass diese Unternehmen bald sehr profitabel sein würden. Als klar wurde, dass viele dieser Firmen ihre hohen Bewertungen nicht rechtfertigen konnten, begannen die Aktienkurse stark zu fallen, was zu erheblichen finanziellen Verlusten führte.
- Finanzkrise 2008
Die Finanzkrise von 2008 entstand, als viele Menschen in den USA Häuser kauften, die sie sich eigentlich nicht leisten konnten. Diese Häuser wurden mit Krediten finanziert, die als sehr unsicher galten. Als viele Menschen ihre Kredite nicht mehr zurückzahlen konnten, verloren diese Kredite stark an Wert. Dies führte zu großen Problemen bei den Banken, die diese Kredite vergeben hatten, und löste eine weltweite Wirtschaftskrise aus.
Aber bevor wir mit den Wirtschafttszyklen weitermachen, gibt es erstmal ein kleines Quizz zum Thema Börse, damit du testen kannst, ob du die wichtigsten Punkte verstanden hast. 💪
5️⃣ Die Wirtschaftszyklen und ihre Auswirkungen auf die Börse
Wenn man sich die Entwicklung der Wirtschaft über die Jahre anschaut, kann man 4 immer wiederkehrende Zyklen beobachten. Es ist wichtig zu verstehen, was sie bedeuten und wie sich das Anlegerverhalten an der Börse abhängig vom jeweiligen Zyklus verändert. Wirtschaftszyklen beeinflussen nämlich die Aktienmärkte und dementsprechend wird der Wert deiner Investments abhängig von den Wirtschaftszyklen schwanken. Das ist vollkommen normal und nichts, was sich verhindern lässt.

Aufschwung/Expansion 📈
In dieser Phase wächst die Wirtschaft und allen geht es gut: Unternehmen verkaufen mehr Produkte und stellen mehr Mitarbeiter ein. Die Menschen geben gerne Geld aus, weil sie sich sicher fühlen und oft auch mehr verdienen. In dieser Phase sind die Anleger in der Regel optimistisch. Da die Wirtschaft wächst und die Unternehmensgewinne tendenziell steigen, neigen die Börsenkurse dazu, anzusteigen. Investoren fühlen sich sicher und sind bereit, in Aktien zu investieren, was die Nachfrage und somit auch die Aktienpreise erhöht.
Boom/Hochkonjunktur 🔺
Da die Wirtschaft nicht ewig wachsen kann erreicht sie irgendwann einen Höhepunkt. Die Preise für Waren können steigen, was manchmal zu Inflation führt. Obwohl die Wirtschaft ihren Höhepunkt erreicht, kann die Stimmung an der Börse gemischt sein. Einerseits kann der anhaltende Optimismus weiterhin zu steigenden Aktienpreisen führen. Andererseits beginnen sich einige Anleger Sorgen über Überbewertungen und die mögliche Inflation zu machen, was zu Nervosität führen kann. Dies kann zu erhöhter Volatilität führen, da einige Anleger Gewinne mitnehmen und andere weiterhin kaufen.
Abschwung/Rezession 📉
Es wird weniger verkauft, die Unternehmen stellen möglicherweise weniger Leute ein oder müssen sogar welche entlassen. Die Menschen geben weniger Geld aus, weil sie unsicher sind, was die Zukunft bringt. Die Stimmung an der Börse wird oft pessimistisch, da die wirtschaftliche Aktivität nachlässt und die Unternehmensgewinne sinken. Investoren werden vorsichtiger, was oft zu fallenden Aktienkursen führt. Die Unsicherheit über die Dauer und Tiefe der Rezession kann zu weiterem Rückzug aus Aktieninvestitionen führen.
Depression/Tiefkonjunktur 🔻
Nach dem Tiefpunkt beginnt die Erholung. Die Wirtschaft fängt langsam an, sich zu erholen. Die Menschen fangen wieder an, Arbeit zu finden, und das Vertrauen sowohl der Verbraucher als auch der Unternehmen verbessert sich, was wieder zu Ausgaben und Investitionen führt. In dieser Phase erreicht die negative Stimmung oft ihren Höhepunkt, mit niedrigen Aktienkursen und geringem Handelsvolumen. Jedoch ist dies auch die Phase, in der die Märkte ihren Tiefpunkt erreichen können, was für konträre Investoren oft als Kaufgelegenheit gesehen wird. Wenn sich die Zeichen einer Erholung mehren, beginnt die Stimmung sich zu verbessern, und die ersten optimistischen Investoren kehren zurück an den Markt.
Aber wie kommen wir von einem Zyklus in den nächsten?
Der Übergang von einem Wirtschaftszyklus zum nächsten wird durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst, die zusammenwirken und die wirtschaftliche Aktivität vorantreiben oder hemmen. Zwei wesentliche davon sind (1) Die Zinsen und (2) externe Schocks.
- Zinsen
Schauen wir uns einmal an, welche Auswirkungen die Zinsen auf Kredite auf die Wirtschaft haben. Wichtig zu verstehen ist, dass sich nicht nur Privatpersonen Geld leihen, sondern auch Unternehmen und zwar oft im großen Stil. Wie hoch die Zinsen sind hat einen großen Einfluss darauf, wie Unternehmen und Privatpersonen investieren und konsumieren.
➡️Wenn die Zinsen auf Kredite niedrig sind, ist es günstiger sich Geld auszuleihen. Das motiviert Unternehmen und Privatpersonen dazu, mehr Kredite aufzunehmen – sei es für den Kauf von Immobilien, den Aufbau von Geschäften oder die Investition in neue Technologien. Diese gesteigerten Ausgaben und Investitionen können das Wirtschaftswachstum ankurbeln, da mehr Geld in der Wirtschaft zirkuliert und mehr Güter und Dienstleistungen nachgefragt werden.
➡️ Wenn die Zinsen auf Kredite hoch sind, wird das Ausleihen von Geld teurer. Unternehmen und Privatpersonen zögern dann eher, Kredite aufzunehmen, was zu einer Verringerung der Investitionen und des Konsums führt. Dies kann das Wirtschaftswachstum bremsen, da weniger Geld für Ausgaben und Investitionen zur Verfügung steht.
Wie beeinflussen Zinsen die Aktienmärkte?
Wie du oben gelernt hast, wird die Stimmung an den Aktienmärkten natürlich erstmal unmittelbar dadurch beeinflusst, in welchem Wirtschaftszyklus wir uns befinden. Und da die Kreditzinsen die Wirtschaftszyklen lenken, beeinflussen sie natürlich indirekt auch die Aktienmärkte. Allerdings haben auch die Sparzinsen wichtige Auswirkungen auf die Aktienmärkte. Egal ob Privat- oder Institutionelle Anleger, aller suchen an der Börse suchen Menschen nach Möglichkeiten, Geld zu verdienen. Wenn die Sparzinsen niedrig sind, dann lohnt es sich nicht sein Geld auf der Bank zu lassen. Also kaufen die Anleger Aktien, in der Hoffnung, mehr Geld zu verdienen. Das treibt die Preise der Aktien hoch. Wenn die Sparzinsen allerdings hoch sind, dann lohnt es sich eher das in Anleihen zu investieren oder auf dem Bankkonto zu lassen, was als sicherer gilt als in Aktien zu investieren. Daher kaufen die Anleger weniger Aktien, was die Preise fallen lassen kann.
➡️ Genau das erklärt unter anderem, warum sich Sparbücher früher gelohnt haben und es heute nicht mehr tun. Früher waren die Zinsen nämlich deutlich höher.
- Externe Schocks
Unvorhergesehene Ereignisse wie Naturkatastrophen, politische Unruhen oder globale Krisen können plötzliche und tiefgreifende wirtschaftliche Auswirkungen haben. Hier ein paar praktische Beispiele
🌊 Naturkatastrophen, die wichtige industrielle Zentren trifft, können die Produktion dort unterbrechen, was zu Lieferengpässen führt. Unternehmen, die von diesen Zentren abhängig sind, könnten Schwierigkeiten haben, ihre Produkte herzustellen oder zu liefern. Das kann die Preise dieser Produkte erhöhen und gleichzeitig die Gewinne der betroffenen Unternehmen und ihrer Investoren schmälern.
⚔️ Politische Unruhen oder Kriege können ähnliche Auswirkungen haben, indem sie die Stabilität von Regionen beeinträchtigen, was Investoren verunsichert und sie dazu bringt, ihr Geld aus diesen Märkten abzuziehen. Dies führt zu einer Abnahme der Investitionen in die betroffenen Gebiete und kann eine Wirtschaftskrise auslösen oder verschärfen.
😷 Globale Krisen, wie Pandemien, können die Nachfrage nach bestimmten Produkten und Dienstleistungen stark beeinträchtigen. Beispielsweise führte die COVID-19-Pandemie zu einem starken Rückgang der Nachfrage nach Flugreisen und Öl, was die Preise und die Gewinne in diesen Branchen erheblich beeinträchtigte. Andere Branchen profitierten wiederrum.
➡️ All dies führt oft zu hohen Schwankungen an den Finanzmärkten, da Investoren schnell reagieren, um ihr Kapital zu schützen oder von den Veränderungen zu profitieren.
6️⃣ Die Zentralbanken und ihre Rolle bei der Geldpolitik
Um das Thema Zinsen abszuschließen müssen wir uns jetzt noch die Rolle der Zentralbanken anschauen. Die sind es nämlich, die die Zinsen vorgeben. Aber warum eigentlich? Zentralbanken, wie die Europäische Zentralbank (EZB) in Europa, die Federal Reserve (Fed) in den USA oder die Deutsche Bundesbank in Deutschland, haben die Aufgabe, die Stabilität der Währung zu sichern. Der Wert einer stabilen Währung bleibt über lange Zeit relativ konstant. Das ist aus verschiedenen Gründen notwendig.
Eine stabile Währung vermeidet Inflation und Deflation
Inflation bedeutet, dass das Geld weniger wert wird und die Preise steigen. Du kannst also für das gleiche Geld weniger kaufen als vorher. Das erhöht die Lebenshaltungskosten. Außerdem sparen die Menschen dann weniger, was sich auf ihre finanzielle Absicherung und private Altersvorsorge auswirkt.
Deflation bedeutet, dass die Preise für Waren und Dienstleistungen fallen. Das klingt zunächst positiv, kann aber wirtschaftlich problematisch sein. Denn wenn die Preise fallen, neigen Unternehmen dazu, weniger zu produzieren, weil sie weniger Gewinn machen. Das führt oft zu Entlassungen und weniger Einkommen für Angestellte, wodurch die Gesamtnachfrage weiter sinkt – es kommt also zur wirtschaftlichen Schrumpfung.
Eine stabile Währung fördert das Wirtschaftswachstum
Eine stabile Währung schafft ein sicheres Umfeld für Investitionen. Unternehmen und Verbraucher sind eher bereit, Geld auszugeben und zu investieren, wenn sie sich auf den Wert des Geldes verlassen können. Dies fördert das Wirtschaftswachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen.
Eine stabile Währung stärkt das internationale Vertrauen
Eine stabile Währung erhöht das Vertrauen internationaler Investoren und Handelspartner. Länder mit stark schwankenden Währungswerten gelten oft als riskantere Umgebungen für Auslandsinvestitionen. Eine stabile Währung zieht daher mehr ausländische Direktinvestitionen an, die wiederum das Wirtschaftswachstum unterstützen.
Der Leitzins
Der Leitzins ist ein Zinssatz, den eine Zentralbank festlegt, um zu steuern, wie teuer oder billig es für Banken ist, Geld zu leihen. Der Leitzins gibt also den Preis für das Ausleihen von Geld innerhalb eines gesamten Wirtschaftsraumes vor (z.B. in Europa).
Kurz gesagt, der Leitzins beeinflusst also wie viel es dich kostet, einen Kredit von einer Bank zu bekommen. Ein niedriger Leitzins kann zu niedrigeren Kreditzinsen führen und die wirtschaftliche Aktivität fördern, während ein hoher Leitzins das Gegenteil bewirken kann.
Die Geldpolitik in Europa
In Europa ist es die Europäische Zentralbank, die den Leitzins vorgibt. Sie wurde 1998 mit Sitz in Frankfurt am Main gegründet und ist für die Geldpolitik der Eurozone verantwortlich.
7️⃣ Die Grundlagen in der Praxis
Gerade wenn du vorher nur weniger wirtschaftliches Grundwissen hattest, dann war das jetzt wahrscheinlich einiges an Stoff für dich. Damit das Ganze nicht so abstrakt bleibt und du alles besser in einen konkreten Kontext einordnen kannst, möchten wir uns jetzt ein praktisches Beispiel anschauen, das verdeutlicht, wie Wirtschaft und Börse miteinander verflochten sind. Dafür möchten wir uns die Zeit zwischen Beginn der Corona-Pandemie Ende 2019 bis heute (Anfang 2024) anschauen.
Welche Konsequenzen hatte die Corona-Pandemie auf die Wirtschaft insgesamt und vor allem auf ihr Wachstum?
Vor allem zu Beginn der Pandemie war die Unsicherheit groß. Das und die immer wiederkehrenden Lockdowns führten dazu, dass Geschäfte schließen mussten und die Menschen deutlich weniger kauften und konsumierten. Viele Branchen, besonders das Gastgewerbe und der Einzelhandel, sahen sich mit drastischen Umsatzeinbußen konfrontiert. Insgesamt ging die Wirtschaftsleistung also deutlich zurück.
Was war deiner Meinung nach die Reaktion der Zentralbanken, um den Konsum der Menschen und damit die Wirtschaft wieder anzukurbeln?
Um der Wirtschaftskrise entgegenzuwirken, senkten die Zentralbanken weltweit, einschließlich der Europäischen Zentralbank und der Federal Reserve in den USA, die Leitzinsen auf Rekordtiefs. Somit wurde es deutlich günstiger Geld auszuleihen. Diese Maßnahme sollte Unternehmen ermutigen, weiter zu investieren und zu arbeiten, auch in schwierigen Zeiten. Außerdem haben Regierungen zusätzliches Geld bereitgestellt, um Firmen zu helfen und Arbeitsplätze zu sichern.
Wie haben sich die Aktienmärkte zu Beginn der Pandemie verhalten ? Hat das Verhalten der Zentralbanken dann später etwas geändert?
Zunächst einmal sind die Kurse an der Börse gefallen, da viele Anleger unsicher waren und Angst vor großen Verlusten hatten. Nach einiger Zeit begannen sie allerdings auch wieder zu steigen. Das lag daran, dass die Liquiditätsspritzen der EZB das Anlegervertrauen wieder herstellte. Die niedrigen Zinsen machten es für Investoren attraktiver machten, ihr Geld in Aktien anzulegen, anstatt es auf der Bank zu lassen, wo es kaum Zinsen brachte.
So kannst du das Wissen in diesem Kurs konkret nutzen
Diese Grundprinzipien von Wirtschaft, Börse und Geldmarktpolitik sind für die Praxis und gerade in Bezug auf deine persönlichen Finanzen so wichtig. Denn nur, wenn du diese Zusammenhänge verstehst, kannst du informierte und vor allem gewinnbringende Entscheidungen treffen und rennst nicht beim nächsten Einbruch der Wirtschaft ins offene Messer.
- Du verstehst das Marktverhalten besser
Du weißt nun, das der Markt abhängig von Wirtschaftszyklen und Zinsen eher in Aktien (Zinsen niedrig) oder Anleihen (übrigens auch Gold!) (hohe Zinsen) investiert. Darauf basierend kannst du deine Investitionsentscheidungen aufbauen.
Beispielsweise kannst du entscheiden nicht all dein Geld in Aktien, sondern einen Teil davon auch in Anleihen und Gold zu investieren, um dein Portfolio gegen Marktschwankungen abzusichern.
- Du verstehst mehr, wenn du einen Kredit aufnehmen willst oder musst
Du verstehst nun, warum du x % Zinsen auf einen Kredit zahlen müsstest und kannst dir überlegen, ob du einen Wirtschaftszyklus mit niedrigeren Zinsen abwarten kannst und möchtest.
- Du erkennst Chancen für besonders gewinnbringende Investitionen
Dein neues Wissen ermöglicht es dir, Marktchancen zu erkennen, die du vorher vielleicht übersehen hättest. Du kannst Trends besser verstehen und herausfinden, welche Branchen oder Unternehmen wahrscheinlich wachsen werden.
- Du verstehst, was es bedeutet lang oder kurzfristig zu investieren
Du verstehst jetzt, wie wichtig nachhaltiges Wachstum für die Wirtschaft und auch für den einzelnen Investor ist. Dies kann dich dazu anregen, in nachhaltige Unternehmen und Projekte zu investieren, die eine langfristige Perspektive bieten.
8️⃣ FAQ
Warum wird in diesem Kurs nicht auf Aktien, Anleihen und ETFs eingegangen?
Darauf gehen wir in den jeweiligen Kursen ein.
Warum lerne ich nicht mehr über Unternehmen und wie diese funktionieren?
Auch das wird beim Thema Aktien angegangen, u.a. welche Wachstumszyklen ein Unternehmen durchläuft, welche Kennzahlen wichtig sind usw.
Wie fandest du diesen Kurs? 🙏
Herzlichen Glückwunsch ! Wenn du es bis hierhin geschafft hast, dann bist du in Bezug auf dein Wirtschaftswissen schon ein ganzes Stück weiter. Um die Kursinhalte weiter auszubauen und dir so viel Mehrwert wie möglich zu bieten, würden wir uns freuen, wenn du dir 2 Minuten Zeit nimmst, um uns dein Feedback zu diesem Kurs weiterzugeben:
Dieser Kurs stellt keine Investmentberatung dar und ist lediglich zu Informationszwecken gedacht. Bitte führe deine eigene gründliche Recherche durch oder konsultiere einen Finanzberater, bevor du Investmententscheidungen triffst.