Start-up oder klassischer Company Job: Vor- und Nachteile
Die Frage nach der Größe des Arbeitgebers stellt sich sowohl am Karriereanfang als auch nach mehrjähriger Berufserfahrung. Dabei geht es um Gehalt, Lernkurve, Karriereentwicklung und Mitarbeiterbenefits. Wir haben einen umfassenden Vergleich durchgeführt, der dir als Orientierungshilfe dienen soll.
Start-up: Steile Lernkurve und dynamisches Ambiente
Als Start-up bezeichnet man ein junges Unternehmen, das meist auf einer innovativen Geschäftsidee beruht. Einige davon sind eigenfinanziert, viele generieren gerade am Anfang aber erstmal keinen Umsatz und operieren mit Fremdkapital (also z.B. mit Hilfe von Investoren). Das bringt einige Besonderheiten mit sich, die sich auch auf die Angestellten auswirken. Achtung: Start-up ist nicht gleich Start-up, denn je nach dem in welcher Wachstumsphase sich das Unternehmen befindet, können sich die Arbeitsbedingungen und Prozesse schnell verändern.
Auf media lab werden diese im Detail beschrieben:

Orientierung oder Pre-Seed-Phase
In dieser Phase dreht sich alles um die Entwicklung der Geschäftsidee. Die Gründer konkretisieren ihre Vision, führen erste Marktanalysen durch führen und möglicherweise erste Gespräche mit potenziellen Investoren. In dieser sehr frühen Phase gibt es oft noch kein festes Büro, und das Team besteht meist aus den Gründern selbst und vielleicht einigen wenigen Mitarbeitern, die stark in die Ideenfindung und Konzeptentwicklung eingebunden sind.
Für Angestellte bedeutet der Einstieg in dieser Phase vor allem eines: Kreativität, Flexibilität und Unsicherheit. Es gibt noch keine klar definierten Rollen und Aufgaben, alles muss gemacht werden und die Lernkurve dementsprechend exponentiell. Allerdings generiert das Unternehmen in der Regel noch keine Einnahmen, dementsprechend ist die finanzielle Vergütung meist sehr gering.
Planung oder Seed-Phase
In der Seed-Phase steht die Konzeptualisierung und erste Produktentwicklung im Vordergrund. Start-ups in dieser Phase befinden sich oft in einer intensiven Planungsphase, in der Prototypen entwickelt und erste Finanzierungsrunden, oft durch Angel-Investoren oder Frühphasen-Venture-Capital, gesichert werden. Für Angestellte bedeutet dies eine sehr experimentelle und herausfordernde Arbeitsumgebung. Du musst flexibel sein und bereit, vielfältige Aufgaben zu übernehmen. Das tolle: Du hast direkten Einfluss an der Mitgestaltung des Endproduktes. Das Geschäftsmodell ist zwar weiter als in Phase 1, aber noch nicht fest etabliert, was zu spontanen Veränderungen und (leider auch) ein schnelles Scheitern bedeuten kann.
Auf der anderen Seite bietet diese Phase jedoch eine unvergleichliche Möglichkeit, direkt an der Schaffung eines neuen Unternehmens beteiligt zu sein. Man kann hautnah miterleben, wie aus einer Idee langsam eine Geschäftsmodell wird und kann die Unternehmenskultur von Anfang an mitzugestalten. Die persönliche und berufliche Entwicklung, die man in dieser Phase durchmacht, kann enorm sein, und die Erfahrungen sind oft prägend für die weitere Karriere.
Gründungsphase
Die Gründungsphase bedeutet den Übergang von der Idee zum operativen Geschäft. Das Start-up hat nun eine klare Struktur und beginnt, auf dem Markt aktiv zu werden. Für Angestellte bedeutet das den Beginn einer aufregenden Reise, bei der man die Früchte der Seed-Phase zum ersten Mal in der Praxis sieht. Die Arbeit in der Gründungsphase erfordert eine hohe Einsatzbereitschaft und die Fähigkeit, sich schnell anzupassen, da sich Prozesse und Rollen weiterhin stark entwickeln. Oft herrscht eine Everything is possible Atmosphäre die von hoher Motivation und besonderem Engagement der Mitarbeiter geprägt ist.
Aufbauphase
In der Aufbauphase beginnt das Start-up, sein Produkt oder seine Dienstleistung zu optimieren und Marktanteile zu gewinnen. Die interne Struktur wird komplexer, es entstehen neue Abteilungen und die Mitarbeiterzahl steigt schnell. Als Angestellter in dieser Phase wirst du erleben, wie das Unternehmen beginnt, formale Prozesse und Systeme einzuführen. Dabei wird gerade die Teamarbeit immer wichtiger. Umso einfacher ist es in dieser Phase schnell Führungspositionen zu übernehmen und ein Team zu leiten, was in einem etablierten Unternehmen oft Jahre dauert.
Wachstum oder Scale-Phase
Diese Phase ist vom Wachstum des Unternehmens geprägt. Oft beeinflusst der Typ der Unternehmensfinanzierung wie schnell das Unternehmen wächst:
- Eigenfinanzierte Unternehmen wachsen oft langsamer, aber beständig.
- Fremdfinanzierte Unternehmen wachsen oft sehr schnell, hier spricht man auch von Hyper-Growth.
In der Wachstumsphase expandiert das Unternehmen möglicherweise in neue Märkte oder erweitert sein Produktangebot. Als Angestellter bedeutet das oft, dass du spezialisierte Rollen übernimmst und mehr Verantwortung trägst. Auch wenn du in dieser Phase einsteigst und nicht mehr zu den Ersten gehörst hast du durchaus bedeutende Karrierechancen, vor allem in den jungen Märkten.
Reifephase
In der Reifephase hat das Start-up eine stabile Marktposition erreicht und wächst möglicherweise langsamer als in den früheren Phasen. Die Herausforderungen für Angestellte liegen nun in der Innovation und der Weiterentwicklung des bestehenden Angebots, um relevant zu bleiben. Die Arbeit kann hier routinierter sein als in früheren Phasen, bietet jedoch Sicherheit und die Möglichkeit, an langfristigen Strategien und Verbesserungen mitzuwirken.
Was bedeutet es in einem jungen Unternehmen zu arbeiten?
Macht man sich einmal klar, wie ein Start-up überhaupt ins leben gerufen wird und welche Entwicklungsphasen es durchläuft, dann wird klar warum der Arbeitsalltag von vielen als chaotisch, dynamisch und aufregend bezeichnet wird. Viele der folgenden Punkte sind für viele ein Vorteil, sie können aber für andere gleichzeitig einen Nachteil darstellen. Das hängt immer vom Persönlichkeitstyp, den individuellen Zielen und der Art ab, wie man arbeiten möchte.
Flexibilität
Je früher die Entwicklungsphase umso mehr Flexibilität: In einem Start-up gibt es keine festgefahrenen Strukturen und meist kaum Hierarchien. Du kannst nicht nur schnell Verantwortung übernehmen, sondern kreativ sein, das Produkt wirklich mitgestalten und auch mal unkonventionelle Wege gehen, ohne dass du ständig jemanden fragen musst. Gleichzeitig wird von dir aber auch erwartet, dass du anpassungsfähig bist, d.h:
- Du musst sofort einsatzfähig sein, wenn du spontan für eine bestimmte Mission gebraucht wirst
- Die strukturelle Organisation ändert sich ständig, Mitarbeiter kommen und gehen und Teams die heute existieren gibt es in ein paar Monaten nicht mehr
- Du musst bereit sein dich schnell in unvertraute Aufgabengebiete einzulernen
Schnelle Entscheidungswege
Das tolle im Start-up: Gerade im operativen Geschäft musst du nicht monatelang auf das Go eines Managers warten. Schnelle Entscheidungsprozesse ermöglichen oft eine dynamische Arbeitsweise und wenn das Start-up schnell wächst kannst schnell Verantwortung übernehmen. Gerade wenn du also noch am Anfang deiner Karriere stehst und eine gute Arbeit ablieferst wird dir schnell Vertrauen geschenkt und du musst nicht wie im Konzern jahrelang warten, bevor dir eine Führungsrolle anvertraut wird.
Community-Gefühl
Jeder hat sein eigenes Büro und lässt während der Arbeitszeit auch mal die Tür zu ? Das ist nur bei den wenigsten Start-ups der Fall. Allein schon aus Kostengründen sind Co-Working und Openspace an der Tagesordnung. Dabei ist zwar der Geräuschpegel deutlich erhöht, es findet aber auch mehr Austausch zwischen Kollegen statt. Man wächst, lernt und leidet zusammen. Gerade am Anfang sind Start-ups oft wie kleine Familien. Jeder kennt jeden, und man zieht gemeinsam an einem Strang. Wenn du eher ein Einzelgänger bist, der seinen eigenen Raum braucht um produktiv arbeiten zu können, dann wird dich das Arbeitsklima in einem Start-up womöglich überfordern.
Was ist mit Gehalt und Unternehmensbeteiligung?
Viele Start-ups, die dringend nach Bewerbern suchen bemühen sich inzwischen attraktive Gehälter anzubieten, von denen man auch gut leben kann. Fakt ist allerdings immer noch, dass Gehälter im Konzern meist immer noch höher sind was ganz einfach mit den meist besseren finanziellen Ressourcen dort zu tun hat. Ein dickes Gehalt ist allerdings für die wenigsten die Hauptmotivation im Start-up anzufangen. Dazu zählen eher:
➡️ Die extrem steile Lernkurve im Start-up: Wer dabei mithilft ein Unternehmen hochzuziehen wird später oft selbst Gründer.
➡️ Die dynamische, unkonventionelle Art zu arbeiten: Viele junge Menschen haben heute am Anfang ihrer Karriere keine Lust auf festgefahrene Strukturen.
➡️ Die Chance ganz großes Geld zu verdienen: Mitarbeiterbeteiligungsprogramme bieten durchaus die Chance viel Geld zu machen, wenn das Start-up erfolgreich wird.
Viele Start-ups bieten Aktienoptionen als Teil des Vergütungspakets. Diese werden je nach Art der Anstellung und der Bedeutung des einzelnen Angestellten entweder ganz am Anfang, nach und nach oder nach einigen Jahren vergeben. Die Tatsache nicht nur einfacher Angestellter zu sein, sondern auch Miteigentümer boostet natürlich die Motivation entsprechend. Allerdings gehst du hier auch Risiko ein, denn
- Nur die wenigsten Start-ups werden so richtig erfolgreich.
- Deine Anteile werden unter Umständen nicht so viel Wert sein, wie du denkst.
Bevor du also an Amazon denkst und die zahlreichen Millionäre die das Unternehmen geschaffen hat, solltest du entsprechende Mitarbeiterbeteiligungsprogramme genauer unter die Lupe nehmen und dich über die wichtigsten juristischen Punkte informieren.

Großes Unternehmen: Komfortzone mit Entwicklungschancen?
Oft wird großen Unternehmen nachgesagt, dass dort weniger gearbeitet wird als in Start-ups. Das stimmt so aber nicht, denn es gibt Branchen, die aufgrund ihrer Natur besondere Einsatzbereitschaft verlangen. Das arbeiten in einem Konzern bietet aber trotzdem eine ganz andere Erfahrung als in einem Start-up.
Etablierte Strukturen ✅
In großen Unternehmen sind Rollen und Prozesse fest etabliert. Hier gibt es klare Zuständigkeiten und detaillierte Stellenbeschreibungen, was die Einarbeitung erleichtert und genau definierte Karrierepfade bietet. Die Struktur bietet eine gewisse Vorhersehbarkeit im Arbeitsalltag und sorgt oft für eine effiziente Arbeitsweise, da jeder in der Regel genau weiß, was von ihm erwartet wird.
Karriereleitern sind meist klar definiert. Meist gibt es genaue Performance-Indikatoren, die dir dabei helfen dich selbst einzuordnen und den nächsten Schritt zu planen. Mit jeder höheren Position winken außerdem höhere Gehälter und bessere Positionen. Allerdings ist der Aufstieg oft an strengere Vorgaben und längere Wartezeiten gebunden als in einem Start-up.
Ressourcen und Weiterbildung 📕
Große Unternehmen verfügen in der Regel über umfangreiche Ressourcen. Das schließt finanzielle Mittel ein, aber auch Zugang zu fortschrittlicher Technologie und professionellen Weiterbildungsprogrammen. Mitarbeiter haben oft die Möglichkeit, auf Kosten des Unternehmens an Schulungen und Kursen teilzunehmen, die von internen oder externen Anbietern geleitet werden. Im Start-up hingegen sind teure Weiterbildungsprogramme meist nicht an der Tagesordnung, da hier schlichtweg das Geld fehlt. Große Unternehmen bieten in der Regel auch mehr Mitarbeiterbenefits. Dazu zählen häufig Gesundheitsleistungen, Altersvorsorgepläne und auch Mitarbeiterrabatte. Diese Vorteile machen große Unternehmen besonders für diejenigen attraktiv, die Wert auf Sicherheit und langfristige Vorteile legen.
Unternehmenskultur & Entscheidungsprozesse 👥
Die Kultur in großen Unternehmen variiert natürlich, tendiert aber dazu, insgesamt konservativer und weniger risikofreudig als in Start-ups zu sein. Während Start-ups oft durch eine Kultur der Offenheit und des experimentellen Denkens geprägt sind, sind große Unternehmen möglicherweise mehr auf Risikominimierung und das Einhalten bewährter Verfahren ausgerichtet. Einer der Nachteile großer Unternehmen kann außerdem ihre Bürokratie sein. Entscheidungsprozesse sind oft langwierig, mit vielen Abstimmungsrunden und hierarchischen Ebenen. Dies kann frustrierend sein, besonders für diejenigen, die aus einem dynamischen Start-up-Umfeld kommen und gewohnt sind, schnell und flexibel zu handeln.
Globale Präsenz 🌎
Viele große Unternehmen sind im Gegensatz zu Start-ups, die noch nicht expandiert haben auch international tätig. Das ermöglicht es dir als Angestellter an globalen Projekten zu arbeiten oder sogar ins Ausland zu gehen. Gerade wenn du an einer internationalen Karriere interessiert bist, ist ein Konzern also vielleicht die bessere Wahl für dich.
Und was ist mit Familienplanung, Diversität und work-life-balance?
Familienplanung 🧑🧑🧒🧒
In Start-ups ist das durchschnittliche Alter von Gründern und Personal oft deutlich geringer als in Großunternehmen. Das spiegelt sich auch in der Personalpolitik wieder. Viele Jungunternehmer wollen mit Traditionen brechen und die Ideale ihrer Generation in ihrem eigenen Unternehmen umsetzen. Dazu gehört auch eine erhöhte Akzeptanz von flexiblen Abeitszeitmodellen, Kinderbetreuung etc. Aber Achtung: Da in Start-ups gleichzeitig ein hohes Engagement und Anpassungsfähigkeit erwartet wird und viele Mitarbeiter keine Kinder haben kann das Arbeitsklima indirekt von einer entsprechenden Mentalität geprägt sein. Man sollte sich daher genau über das jeweilige Start-up informieren und beim Bewerbungsgespräch für die Zukunft entsprechende Fragen stellen. Das gleiche gilt im übrigen auch für Großunternehmen, denn auch hier kann es von Unternehmen zu Unternehmen signifikante Unterschiede geben. Ein nicht zu vernachlässigender Punkt ist allerdings die Stabilität in Großunternehmen, die den Wiedereinstieg in den Beruf erleichtern kann.
Diversität 🌈
In beiden Welten wird Diversität zunehmend wichtig, aber große Unternehmen haben oft ausgereiftere Programme zur Förderung von Frauen. Von Mentoring über Netzwerkveranstaltungen bis hin zu speziellen Karrierepfaden – Großunternehmen bieten oft ein ganzes Arsenal an Möglichkeiten zur Förderung von Frauen. Der prozentuale Anteil von Frauen in Führungspositionen ist zwar immer noch gering, viele Länder haben aber Quoten oder Richtlinien für die Geschlechterverteilung in Unternehmen eingeführt. Großunternehmen müssen diese oft erfüllen und investieren daher mehr in Diversitätsprogramme. Start-ups hingegen sind oft flexibler und können schneller eine inklusive Kultur schaffen. Sie sind nicht durch Jahrzehnte alte Unternehmenskulturen und Hierarchien eingeschränkt.
Wo wird mehr gearbeitet?
Die Frage nach der Arbeitszeit lässt sich so pauschal nicht beantworten, denn hier kommt es wie gesagt auf die Branche und das spezifische Unternehmen an. Generell gilt jedoch:
➡️ In vielen Start-ups herrscht eine Kultur des Alles oder Nichts, die lange Arbeitsstunden und ein hohes Maß an Einsatz erfordert. Außerdem ist die Arbeit selbst aufgrund von Wachstumsdruck und oft begrenzten Ressourcen besonders intensiv.
➡️ Großunternehmen haben oft eine klarere Trennung zwischen Arbeit und Freizeit.
Um Talente anzuziehen und auch zu halten passen sich Unternehmen heutzutage immer mehr an. Es bleibt jedoch wichtig, sich beim Bewerbungsgespräch genau zu erkundigen, wie die Arbeitszeiten sind und inwiefern das Unternehmen auf persönliche Bedürfnisse und Lebensumstände Rücksicht nimmt.
Fazit
Die Wahl zwischen einer Stelle im Start-up oder einem Job im Konzern hängt stark von deinen persönlichen und beruflichen Prioritäten ab. Möchtest du in einem dynamischen, schnelllebigen Umfeld arbeiten, das dir ermöglicht, direkt Einfluss auf die Entwicklung des Unternehmens zu nehmen, könnte ein Start-up der richtige Arbeitgeber für dich sein. Hier hast du die Chance, am schnellen Wachstum und möglicherweise auch am finanziellen Erfolg beteiligt zu sein. Bevorzugst du jedoch eine klar strukturierte Arbeitsumgebung mit vorhersehbaren Karrierewegen, festen Strukturen und umfangreichen Weiterbildungsprogrammen, ist ein größeres Unternehmen womöglich die bessere Wahl. Letztendlich sollte deine Entscheidung auf einer gründlichen Bewertung deiner persönlichen Ziele und der Arbeitskultur basieren, die dich am meisten anspricht und unterstützt.